Die Deutschen machen gerne Urlaub mit dem Wohnmobil und genießen die flexible Unabhängigkeit, von Ort zu Ort zu ziehen. Ein neues Wohnmobil sprengt dabei meist den finanziellen Rahmen, je nach Modell und Größe sind zwischen 50.000 und 100.000 Euro realistisch, nach oben bleibt wie immer Luft. Ein gebrauchtes Wohnmobil spart mehrere zehntausend Euro ein und erfüllt die mobilen unabhängigen Urlaubswünsche auch mit einem höheren Kilometerstand.
Dennoch stellen sich dem Interessierten verschiedene Fragen, die zum einen die Finanzierung und zum anderen den sicheren Kauf von Privat oder Händler betreffen. Der folgende Beitrag stellt die beliebten Finanzierungarten Leasing und Wohnmobil-Kredit gegenüber und gibt Tipps, worauf beim Kauf von der Auswahl bis zum Vertragsschluss zu achten ist.
Finanzierung: Leasing oder Wohnmobil-Kredit
Gebrauchte Wohnmobile sind schon ab 3.000 Euro erhältlich, je nach den persönlichen Anforderungen kann der Preis auch im fünfstelligen Bereich zwischen 10.000 und 20.000 Euro oder höher liegen. Ob 3.000 Euro, 10.000 Euro oder mehr - Bare Rücklagen haben in der heutigen Zeit die wenigsten, denn das Leben wird immer teurer. Zur Auswahl stehen zur Anschaffung eines gebrauchten Wohnmobils die Optionen Leasing oder Wohnmobil-Kredit.
Leasing
Privatleasing von gebrauchten Wohnmobilen bietet den Vorteil, dass der Leasingnehmer sich nicht für eine lange Zeit auf ein bestimmtes Wohnmobil festlegen muss. Kurze Leasinglaufzeiten und maßgeschneiderte Leasingverträge machen ebenfalls den Anreiz diese Finanzierungsform aus. Der Leasingnehmer zahlt hier für die Leasinglaufzeit neben einer Anzahlung monatliche fixe Leasingraten für die Fahrzeugüberlassung, das Eigentum daran erwirbt er nicht. Wartung, Instandhaltung, Reparaturen und Versicherung werden beim Wohnmobil-Leasing vom Leasingnehmer getragen.
Nach Ablauf des Leasingzeitraumes gibt er das Wohnmobil an den Leasinggeber (meist Händler) zurück und kann sich für ein anderes Modell mit neuem Leasingvertrag entscheiden. Dadurch ist der Leasingnehmer nicht dauerhaft an ein bestimmtes Wohnmobil gebunden und kann verschiedene Modelle ausgiebig „testen“. Mit einer Kaufoption im Vertrag sichert er sich ein Vorkaufsrecht, falls er das Eigentum am Wohnmobil doch am Ende der Leasingdauer erwerben möchte.
Es wird in die Leasingvarianten Restwertleasing und Kilometerleasing unterschieden. Je nach Variante wird im Leasingvertrag ein ermittelter Restwert des Fahrzeugs oder eine festgelegte Kilometerleistung eingetragen. Entsprechen die tatsächlichen Werte am Ende der Leasingdauer nicht den ermittelten Werten, so erfolgt ein Differenzausgleich durch Leasinggeber oder Leasingnehmer.
Besondere Obacht und ein sorgsamer Umgang mit dem geleasten Wohnmobil sind unerlässlich, denn Unfälle, lange Wartungsintervalle oder hohe Kilometerleistungen erhöhen das Risiko der Wertminderung und der Leasingnehmer zahlt am Ende drauf.
Wohnmobil-Kredit
Der Wohnmobil-Kredit als Autokredit auf Raten findet sich als Händlerfinanzierung über Autobanken, aber auch renommierte Autobanken selbst, herstellergebunden oder herstellerunabhängig, sowie diverse andere Banken und Sparkassen bieten den Autokredit an. Die Laufzeiten können von 12 bis 120 Monaten variieren, der Soll-Zinssatz ist für die gesamte Kreditlaufzeit festgelegt, ebenso wie die Höhe der monatlichen Raten. Eine Anzahlung ist optional, aber gerade bei Online-Finanzierung nicht erforderlich. Der Zinssatz kann abhängig von der Bonität sein. Je besser diese, umso günstiger fällt der Zinssatz aus. Lange Laufzeiten ermöglichen niedrige Monatsraten, der Zins wird dadurch aber etwas teurer. Beim klassischen Autokredit wird der Kfz-Brief vom Kreditgeber einbehalten.
Ein Vergleich, beispielsweise unter https://www.autokreditevergleich.de/wohnmobil-finanzierung/ ist unbedingt angeraten, auch bezüglich der Konditionen, welche die Rückzahlung betreffen, z.B. Möglichkeit von Ratenpausen, Sondertilgungsoptionen, vorzeitige Rückzahlung ohne Zusatzkosten. Mit einem Autokredit zur Wohnmobilfinanzierung können Käufer vom Barzahlerrabatt beim Händler profitieren.
Daneben finden sich als Kreditfinanzierungsalternativen für das gebrauchte Wohnmobil die Ballonfinanzierung oder die 3-Wege-Finanzierung, die meist über Händler abgewickelt werden. Die Ballonfinanzierung, auch als Schlussratenfinanzierung bezeichnet, kennzeichnet sich durch eine hohe Einmalzahlung (Schlussrate) am Ende der Laufzeit. Die Monatsraten liegen demzufolge sehr niedrig. Als Schlussrate wird ein Restwert zum Ende der Laufzeit ermittelt, der dem späteren Verkaufserlös des Fahrzeuges entspricht. Eine Anzahlung ist mitunter erforderlich. Die 3-Wege-Finanzierung zeigt sich in den Konditionen gleich der Ballonfinanzierung, mit niedrigen Monatsraten und hoher Restrate, eine Anzahlung wird hier gefordert. Sie lässt dem Kreditnehmer jedoch drei Wahlmöglichkeiten am Ende der Laufzeit:
- Zahlung der Schlussrate in einem Betrag
- Anschlussfinanzierung für die Schlussrate mit einem Autokredit
- Fahrzeugrückgabe an den Händler
Die Fahrzeugrückgabe geht nur dann null auf null für den Kreditnehmer aus, wenn der ermittelte Restwert dem tatsächlichen Restwert entspricht. Weicht der Wert nach unten ab, muss der Kreditnehmer die Differenz zahlen.
Sowohl die Ballonfinanzierung als auch die 3-Wege-Finanzierung sind für den Kauf eines gebrauchten Wohnmobils eher dann Optionen, wenn die Zahlung der hohen Schlussrate von Anfang an sicher ist oder der Kreditnehmer sich im Fall der 3-Wege-Finanzierung im Voraus nicht definitiv festlegen will.
Die ersten Schritte: Welches Wohnmobil? Beim wem kaufen und bester Zeitpunkt für den Kauf?
Bevor es an den Angebotsvergleich und die konkrete Prüfphase geht, sollten sich Interessierte über bestimmte relevante Punkte des gebrauchten Wohnmobils klar sein. Dazu gehören Aufbau, Größe, Platzbedarf, Komfortmerkmale, Schadstoffklasse, Umweltplakette, Budget, ggf. auch eine bestimmte Marke. Sind diese Parameter festgelegt, kann eine erste Vorauswahl anhand von Verkaufsanzeigen auf speziellen Online-Portalen, in Tageszeitungen oder bei Händlern vor Ort erfolgen.
Die Angebote von Privatpersonen zeigen sich oftmals günstiger, dafür sind aber evtl. viele Zusatzausgaben vor dem Kauf (Kurzzeitkennzeichen für Probefahrt, Überführung, Check-Ups in der Werkstatt, etc.) einzukalkulieren. Kaufinteressierte sollten sich davon überzeugen, dass der private Verkäufer auch berechtigt ist, das Wohnmobil zu verkaufen (Eigentumsnachweis durch Fahrzeug-Brief, Vollmacht des eigentlichen Verkäufers, Personalausweis). Der Kaufvertrag sollte unbedingt schriftlich geschlossen werden, auch für den Kauf von Privat finden sich entsprechende Vorlagen im Internet. Der Händlerkauf bietet den Vorteil der Gebrauchtwagengarantie. Ob Privat- oder Händlerkauf - Handeln ist erlaubt. Kaufinteressenten sollten eine gute Grundlage schaffen, in dem sie Mängel und Probleme oder Defizite bei Besichtigung und Probefahrt schriftlich festhalten.
Wenn eine erste Übersicht gegeben ist, sollten die Preisangebote der ins Auge gefassten Modelle mit den gängigen Fahrzeugwerten verglichen werden, um eine überteuerte Anschaffung auszuschließen. Außerhalb der großen Urlaubssaisonzeiten zeigen sich die Preise zudem günstiger.
Innen, aussen und Elektrik prüfen
Für eine erste Besichtigung sollten sich potentielle Käufer immer ausreichend Zeit nehmen und einen Termin mit dem privaten oder gewerblichen Verkäufer vereinbaren. Der Käufer sollte zudem bei der Terminvereinbarung betonen, dass alle relevanten Fahrzeugunterlagen, auch Belege über Nachrüstungen oder besondere Einbauten, beim Besichtigungstermin vorliegen. Dann geht es an den eigentlichen Check, der folgende Prüfungen umfasst:
- Außenhaut intensiv begutachten und auf etwaige Beschädigungen, Risse hin untersuchen
- Reifenzustand und Profiltiefe prüfen
- Dichtigkeit des Innenraums genauestens untersuchen: Undichtigkeiten und Wasserschäden sind gravierende Mängel, die sich nicht immer auf den ersten Blick zeigen. Anzeichen sind feuchte Flecken, Wasserrückstände, Stockflecken, modriger Geruch, Schimmelbildung. Mit einem Feuchtigkeitsmessgerät lassen sich die Wände abtasten und der Grad der Feuchtigkeit zuverlässig ermitteln. Mitunter bringt auch ein Werkstattbesuch, bei dem das Wohnmobil auf die Hebebühne kommt, Aufschluss.
- Begutachtung der sanitären Anlagen und testen der Funktionsfähigkeit
- Wasserversorgung überprüfen - Funktionieren Wasserzulauf, Heißwasserbereitung?
- Kontrolle der Bordelektronik/Technik: Licht, Kühlsysteme, Stromversorgung allgemein
- Überprüfung der Gasleitungen auf Dichtigkeit (durch die Werkstatt/TÜV)
- Gewichtsermittlung des Wohnmobils bei Unklarheiten über nachträglich eingebaute Teile im Hinblick auf die Zuladungskapazität (TÜV)
Probefahrt
Bei der Probefahrt geht es ans Eingemachte. Man muss nicht immer ein Experte sein, der gesunde Menschenverstand und das Bauchgefühl geben hier jede Menge Aufschluss. Eine Begleitperson ist auch nicht verkehrt, denn zwei sehen, hören und bemerken mehr. Bei großen Bedenken ist der Check in der Fachwerkstatt oder beim TÜV eine Investition, die sich lohnt.
Vor, während und nach der Probefahrt stehen diese Checkpunkte im Vordergrund:
- Inspektion des Motorraumes, insbesondere auf undichte Stellen, Ölablagerungen achten
- Anlasser: Springt das Fahrzeug problemlos an oder braucht es mehrere Startversuche?
- Bei Fahrzeugen mit Bordcomputer: Ist die Elektronik intakt, funktionieren alle Anzeigen?
- Scheinwerfer, einzelne Lichtfunktionen (Standlicht, Abblendlicht, Fernlicht, Blinker, Warnblinker, Nebelschlussleuchte), Signalton, elektronische Anzeigen testen
- Scheibenwischer ausprobieren
- Motorlauf: laut, leise, ruckelnd, auffällige unnatürliche Geräusche?
- Kupplung: leichtgängig, schwergängig, Probleme bei verschiedenen Gängen?
- Bremsfunktion und Bremsweg: Fuß- und Handbremse testen!
- Funktion der Heizung und ggf. Klimaanlage, Radio, CD-Player, etc. überprüfen
- Auf Geräusche an den Rädern oder Stoßfängern achten
- Wie zeigt sich die Beschleunigung?
- Leuchten während der Fahrt Kontroll- oder Warnleuchten auf?
Noch ein Tipp: Wenn das Fahrzeug gestartet wurde, zunächst einige Meter vor oder zurückfahren, aussteigen und nachsehen, ob unter dem Fahrzeug relativ frische Flecken sind, denn das könnte auf eine Undichtigkeit im Motorraum schließen lassen.
Wenn bei der Probefahrt Unregelmäßigkeiten auffallen, die man sich selbst nicht erklären kann, sollte das Hinzuziehen eines Fachmanns abgewogen werden. Ein Check bei TÜV oder Dekra kann hier Aufschluss und Sicherheit bringen.